Auf Krawall gebürstet

Der Morgen ist frisch, die Sonne scheint, die Haare sitzen. Der Kleiderschrank gibt Schönes her, der Kalender verspricht für den Tag ein paar tolle Momente. Und dann das.

In Nullkommanix auf 180, weil jemand den Parkplatz klaut oder im Supermarkt die Bananen aus einem Meter Entfernung in die Auslage zurückklatscht.

Erstaunen, dass man während der Fahrt Stinkefinger auch in Stereo zeigen kann oder erst beim Applaus merkt, dass es ne Menge Menschen mitbekommen haben, dass man an der Ampel ausgestiegen ist um so einen Volldreistschnibbler dezent (*räusper) darauf hinzuweisen, dass er nur wegen meiner Vollbremsung noch lebt, ich aber kurz vor einem Herzkasper stehe.

Ich verrate nicht, was wirklich passiert ist. Aber wie behaltet ihr kühle Souveranität, den Charme, die Contenance den Humor? Wie kann man sich entspannt fühlen und dann so aus der Haut fahren? Mangelnde Impulskontrolle oder Courage? Vergrabene Agressionen, Frust, schlechter Sex oder gar keiner?

Findet den Fehler. Oder passiert das einfach  mal?

PMS ? Wechseljahre ? Möglicherweise einfach die Hormone.
Ich kenn´ das Gefühlschaos, von dem Du da schreibst, nur zu gut.

Tiiiiief durchatmen und sich bewußt werden, dass ( hoffentlich ) eigentlich alles okay ist und es gar keinen Grund gibt so überzureagieren.
Das hilft bei mir zumindest meistens.

Das kommt bei mir auf die Tagesform an. Meistens fluche ich nur leise vor mich hin. Das hilft ungemein.
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An weniger guten Tagen werde ich schon mal lauter.
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Ist vermutlich auch Typsache. Hilfreich ist natürlich eine rationale Betrachungsweise der Umstände und das Bewusstsein, an manchen Dingen nichts ändern zu können. Also quasi entsprechend zu dieser Szene könnte man sich die Frage stellen, ob es helfen würde (sich aufzuregen, etc.).

himbeermond schrieb:

Wie kann man sich entspannt fühlen und dann so aus der Haut fahren? Mangelnde Impulskontrolle oder Courage? Vergrabene Agressionen, Frust, schlechter Sex oder gar keiner?

Findet den Fehler. Oder passiert das einfach  mal?

Temperament eben.
Oder etwas hat Dich getriggert!
Das musst Du mal für Dich nachfühlen.

Ist es die Dreistigkeit, die sich andere trauen und Du Dich nicht? Das Gefühl der Unterlegenheit, Machtlosigkeit? Das Gefühl benachteiligt zu sein?

Trigger haben ja mit Dir zu tun.

Maja schrieb:

An weniger guten Tagen werde ich schon mal lauter.
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Nur laut laut oder äußert sich das auch anders?

Vielleicht hast du auch zur Zeit viel Stress, [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] ?

Wenn ich bei mir spüre, dass ich angespannt usw. reagiere, streiche ich Termine aus dem Kalender, sage Sachen ab, hinter denen ich nicht so ganz stehe. Und zwar ohne Schuldgefühle dabei zu haben.

himbeermond schrieb:

Nur laut laut oder äußert sich das auch anders?

Nur laut, und wenn dann wieder der Verstand einsetzt, gibt es zwei Möglichkeiten.
Kann ich ändern - dann versuche ich das. Wenn nicht, schimpfe evtl. weiter oder mache eine blöde Bemerkung, dann isses meistens wieder gut.

Was mir noch einfällt: PMS, wie von  [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können], konnte ich bei mir auch feststellen. Da war ich regelmäßig gereizt und habe schon mal meine Mitmenschen grundlos angepflaumt.
Das hat sich mittlerweile biologisch erledigt.

Erst mal Danke. Ich werds weiter beobachten Und keine Sorge, ich werde nicht ausfallend oder wüte ständig durch die Welt. Das mit der Gelassenheit ist schon ein feines Konzept.

Mal so allgemein: ich finde diese 7 Säulen der Resilienz ganz hilfreich, davon vor allem diese:

Akzeptanz. Was nicht zu ändern ist, annehmen, integrieren, nicht damit hadern, auch auf Vergangenheit bezogen.

Dann:
Welche Situationen machen unglücklich, ein "Nein" lernen zu setzen, aber - und das finde ich einen wichtigen Punkt - nicht beim "Nein" verharren, das bringt nicht weiter, jeder bleibt bei sich und alleine.
Sich überlegen, was man will (anstatt, was man nicht will) und in einen Dialog treten auf Augenhöhe (d.h. den Anderen verstehen, sich in sein Bedürfnis/sein Anliegen hineinversetzen). Bei Beziehungen, die Einem wichtig sind.

Ich finde, das erweitert, ist fließend und auch nicht kraftraubend wie bei einem permanenten Anrennen gegen einen Widerstand.

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können], ich kann dieses Gefühlchaos sehr gut nachvollziehen. Geht mir auch manchmal so. Wahrscheinlich entstehen diese Reaktionen aus einer Mischung aus allem was hier so geschrieben wurde.
Leidest du denn darunter?
Ich finde es befreiend unfairen, arroganten, frechen oder Andere gefährdende Menschen den "Marsch zu blasen".
Gefährlich finde ich es erst, wenn ich den Impuls bekomme zu hauen....... keine Panik, ist noch nicht passiert.
Aber wollen habe ich schon mal.

pleasure schrieb:

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können], ich kann dieses Gefühlchaos sehr gut nachvollziehen. Geht mir auch manchmal so. Wahrscheinlich entstehen diese Reaktionen aus einer Mischung aus allem was hier so geschrieben wurde.
Leidest du denn darunter?
Ich finde es befreiend unfairen, arroganten, frechen oder Andere gefährdende Menschen den "Marsch zu blasen".
Gefährlich finde ich es erst, wenn ich den Impuls bekomme zu hauen....... keine Panik, ist noch nicht passiert.
Aber wollen habe ich schon mal.

Nein, ich leide nicht darunter. Solange Selbstwahrnehmung und Impulskontrolle funktionieren, ist alles gut

Aber manchmal hätte ich schon Lust, genau die einfach sausen zu lassen. Rücksicht nehmen fällt nicht auf, die Lauten und Dreisten bekommen eher ihr (Un)Recht, ob im Straßenverkehr oder anderswo.‍�

himbeermond schrieb:

Rücksicht nehmen fällt nicht auf, die Lauten und Dreisten  bekommen eher ihr (Un)Recht, ob im Straßenverkehr oder anderswo.‍�

Ich finde, "Rücksicht nehmen" hat überall eine Auswirkung. Was ich in die Welt gebe, kommt auch so (irgendwann) wieder zurück bzw. dieses uralte Problem, nach welchem Wertekanon verhalte ich mich - nach diesem des Gegenübers, den ich ablehne oder nach meinem eigenen. Das fordert in manchen Situationen ganz schön heraus, für mich habe ich dann beschlossen, dass langfristig es zufriedenstellender ist, wenn ich mich nach meinem verhalte.

Marlene schrieb:

himbeermond schrieb:

Rücksicht nehmen fällt nicht auf, die Lauten und Dreisten  bekommen eher ihr (Un)Recht, ob im Straßenverkehr oder anderswo.‍�

Ich finde, "Rücksicht nehmen" hat überall eine Auswirkung. Was ich in die Welt gebe, kommt auch so (irgendwann) wieder zurück bzw. dieses uralte Problem, nach welchem Wertekanon verhalte ich mich - nach diesem des Gegenübers, den ich ablehne oder nach meinem eigenen. Das fordert in manchen Situationen ganz schön heraus, für mich habe ich dann beschlossen, dass langfristig es zufriedenstellender ist, wenn ich mich nach meinem verhalte.

Wunderschön ausgedrückt und so wahr!!

Marlene schrieb:

himbeermond schrieb:

Rücksicht nehmen fällt nicht auf, die Lauten und Dreisten  bekommen eher ihr (Un)Recht, ob im Straßenverkehr oder anderswo.‍�

Ich finde, "Rücksicht nehmen" hat überall eine Auswirkung. Was ich in die Welt gebe, kommt auch so (irgendwann) wieder zurück bzw. dieses uralte Problem, nach welchem Wertekanon verhalte ich mich - nach diesem des Gegenübers, den ich ablehne oder nach meinem eigenen. Das fordert in manchen Situationen ganz schön heraus, für mich habe ich dann beschlossen, dass langfristig es zufriedenstellender ist, wenn ich mich nach meinem verhalte.

Ja. Das geht mir ähnlich. Es kostet manchmal nur sehr viel Kraft und scheint nicht im rechten Verhältnis zu stehen.

Für mich wird's kritisch, wenn sich über einen langen Zeitraum viel (für mich empfundene) Ungerechtigkeit ansammelt gegen die ich tatsächlich nichts tun kann. Dann merke ich, dass sich eine gewisse Bitterkeit in mir ausbreitet und ich da aktiv gegensteuern muss. Bevorzugt dann bei kleinen Dingen, die zwar nicht die Welt verändern, aber sie für mich wieder ins Gleichgewicht bringen in meiner kleinen Welt. So ist die Bitterkeit wieder weg und ich bin wieder ausgeglichen.

Psychohygiene allgemein ist bei mir der Punkt auf den ich besonders achten muss damit ich nicht wegen jeder Kleinigkeit auf 180 bin oder alles persönlich nehme. Wenn das doch geschieht, weiß ich, dass ich mir wieder Zeit für mich nehmen muss und aufarbeiten muss, was mich zu diesem Punkt geführt hat.
Bei kleineren Ärgernissen hilft es mir oft, die Situation mit Humor zu entspannen und z.B. umzudrehen und darüber zu lachen (bevorzugt im Nachgang mit einer vertrauten Person) oder einfach Dampf abzulassen und dann ists auch wieder gut.
Wenn die Hormone schuld sind...ist eh alles beschissen und dann bin ich eben besonders nachgiebig und gut zu mir und halte einfach durch bis es sich wieder normalisiert hat.

Für mich wars ein großer und wichtiger Schritt mir selbst erlauben zu dürfen, wütend, aufgebracht oder verletzt zu sein.
Es ist nicht alles ok, was einem widerfährt und man muss auch nicht alles tolerieren oder aushalten. Und eine Empörung oder Wut kann auch eine sehr nützliche und sinnvolle Energie sein, z.B. wenn ich dadurch jemandem beistehen oder helfen (Thema Zivilcourage zeigen) oder meine eigenen Grenzen dadurch verteidigen/ wahren kann.
Und es kann auch ein Indikator dafür sein, dass ich eine gewisse Situation so nicht länger hinnehmen möchte und als Katalysator oder Motivator für Veränderungen dienen.

Ich denke, ich bin ein wenig ins Größere Thema abgeschweift, dafür bitte ich um Entschuldigung.

Vienna schrieb:

Ich denke, ich bin ein wenig ins Größere Thema abgeschweift, dafür bitte ich um Entschuldigung.  

ICH finde, das passt alles wunderbar und selbst wenn nicht, brauchst Du Dich m.E. nicht zu entschuldigen. Die Gedanken sollen ja frei trudeln dürfen.

"Entschuldigung" ist aber ein tolles Stichwort für einen neuen Thread. Ich formulier mal ein Thema.