Gehen oder Bleiben?

Man ist in einer Beziehung, irgendwann gibt es Missstimmigkeiten, was muss passieren, um sich für oder wider für einen Fortbestand dieser Beziehung zu entscheiden?
1. Geht man in der Hoffnung, alleine glücklicher zu werden?
2. Oder bleibt man, weil man denkt, man ist alleine noch unglücklicher?
3. ?

Ich war lange geblieben und habe gehofft und gekämpft, in etwa waren das drei Jahre "wellenreiten", bei beiden Beziehungen. In meiner Ehe war der finale Auslöser letztenendes eine Nichtigkeit. Ein Teppich den er gekauft hatte hat das Fass zum überlaufen gebracht. (ich wollte diesen Teppich sehr lange haben und musste mir anhören wir hätten kein Geld, ach ja, gearbeitet hatte nur ich. Nach einem heftigen Streit kam ich nach Hause und da lag er nun. Und bei mir ist irgendwass innen abgerissen mit dem Gedanken, dass ich verdammt nochmal nicht käuflich bin) Gab natürlich vorher auch schon viel viel gedankliche Arbeit dazu. Was mir letztenendes auch geholfen hat zu gehen war der Gedanke dass das unbekannte zwar nicht kenne aber weiss, was mich erwartet wenn ich bleibe, und dass ich das so nicht die nächsten zig Jahr möchte.

Ich denke solange die Hoffnung lebt und überwiegt und es noch schöne Momente gibt ist es sicher schwer. Bei mir kam irgendwann dieser letzte Tropfen, dann war es durch & das Fass lief über.

Wir trennten uns, als wir uns endlich eingestanden, dass sich nichts ändern wird. Ich wusste, dass ich so keine 5, 10, 20 Jahre mehr leben möchte. Es war hart für alle. Es ist sehr lange her.
Hätte ich so entschieden, wenn ich geahnt hätte, dass ich keine neue Liebe mehr finde? Schwer zu sagen. Aber die Entscheidung war richtig.

@himbeermond
Du hast keine neue Liebe gefunden, überhaupt nicht oder nicht von Dauer?

Ich bin seeeeehr lange geblieben, weil es auch viel Positives gab , ich nicht so schnell aufgeben wollte und zwei Kinder im Boot waren. Also gab es endlose Diskussionen, immer wieder neue Absprachen und Lösungsideen, ein Jahr Paartherapie und dann nur noch ein "Durchhalten, bis die Kinder groß sind". Dann bekam ich eine chronische Krankheit und meine damals 16jährige Tochter fragte :"Wie lange soll das noch so weitergehen?!".
Da wurde mir klar, dass ich meinen Kindern nicht vorleben wollte, dass eine Beziehung am Ende so lieblos ablaufen muss...
Es war nicht leicht, aber ich konnte mit dem Gefühl gehen, ALLES versucht zu haben und das Nachhausekommen würde für mich und meine Kinder wieder entspannt, leicht und liebevoll...Hab es nie bereut.

Von daher, Truppenursel - wenn Kinder da sind, geht es nicht nur darum, was MICH glücklicher macht....

Ich hätte hier eine Menge über meine letzte Beziehung zu sagen, aber ich krieg es nicht aufs Papier. Obwohl es inzwischen 20 Jahre her ist und die Partnerschaft 12 Jahre währte, kommen zuviele negative Gefühle hoch. Eine Wirrnis an Frustation, Verletztheit und Traurigkeit, die mich daran hindern, das alles in Worte zu fassen.

Eine sehr lange Zeit... das tut mir sehr leid für dich.
Vielleicht ist da noch einiges aufzuarbeiten?

@Herr Mahlzahn, schreib. Für Dich. Es hilft beim Verfertigen der Gedanken.

Herr Mahlzahn schrieb:

Ich hätte hier eine Menge über meine letzte Beziehung zu sagen, aber ich krieg es nicht aufs Papier. Obwohl es inzwischen 20 Jahre her ist und die Partnerschaft 12 Jahre währte, kommen zuviele negative Gefühle hoch. Eine Wirrnis an Frustation,  Verletztheit und Traurigkeit, die mich daran hindern, das alles in Worte zu fassen.

Lieber @Herr Mahlzahn Das klingt schrecklich. Das muss raus. Egal wie. Bau für jeden Gedanken einen Papierflieger oder ein Schiffchen. Kritzel ein Bild. Stichworte auf Karten. Krakel Berge von Zetteln voll. Ohne den Gedanken, dass es Sinn ergeben muss oder je wieder gelesen wird! Das ist mein Megarezept zur Beziehungsvergangenheitsbewältigung. Dann fliegen oder schwimmen lassen. Verbrennen, schreddern, was auch immer. Nur lass es raus.

@himbeermond.........toller Tipp. Hat mir auch schon sehr geholfen

Ich frage mich ob sowas auch hilft, wenn das Schmerzereignis, ob nun Trennung oder ein anderes, schon länger in der Vergangenheit zurückliegt?

Klar, warum denn nicht!?
Versuch macht immer kluch.
Geht auch bei anderen Beziehungsdramen
Ich habe damit experimentiert, als es mir beruflich mal nicht gut ging. Habe einer Kollegin, die mich ganz hinterfotzig hintergangen hat lauter kleine beschriebene Papierschiffchen auf die Weser gesetzt. Ich hoffe die hat keiner gefunden

Lila schrieb:

Ich frage mich ob sowas auch hilft, wenn das Schmerzereignis, ob nun Trennung oder ein anderes, schon länger in der Vergangenheit zurückliegt?

Es braucht einfach ein Ventil. Ein Loslassen. Du kannst auch schreien, rennen, trommeln usw. Weil es eben um Gedanken ging fielen mir Möglichkeiten mit Worten ein, ohne dass sie groß Sinn machen müssen. @Herr Mahlzahn braucht irgend einen Anfang, damit es fließt. Wenn der Druck weg ist, kann man anfangen mit verarbeiten.