Ungezähmt schrieb:
Habe schon meine Verehrer, aber die passen eben überhaupt nicht zu mir, gefallen mir nicht ( nicht weil sie häßlich sind, sondern teils richtig eklig, weil ungepflegt ) und teilen keinerlei Interessen mit mir.
Kann ich sehr gut nachvollziehen und verstehe ich. Solche "Kandidaten" kenne ich auch.
Deine Wahrnehmung und Aufmerksamkeit ist ein rechnerisches Meisterwerk und zu phantastischen Kunststücken in der Lage.
Ich behaupte, du nimmst nur die absolut-überhaupt-nicht-in-Frage-kommenden wahr und sendest evtl zusätzlich (unbewusste und subtile) abweisende Signale an möglicherweise akzeptable Herren.
Ungezähmt schrieb:
Und ich möchte - genau wie Du - den "Einen" finden, der zu mir passt, mich so nimmt, wie ich bin ( und ich ihn ), und nicht einfach so mit jemandem zusammen sein, nur um nicht allein zu sein.
Das ist nicht, was ich möchte.
1 . Ich glaube nicht, dass es DEN EINEN gibt. Ich möchte mich auf einen konzentrieren und mich für einen entscheiden und nicht Polyamor leben - ja. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass es nicht nur einen Menschen gibt, der passt. Menschen sind nicht so besonders und einzigartig, wie sie gern glauben möchten. Folglich gibt es auch mehrere, die passen können.
2. Ich möchte nicht genommen werden, wie ich bin. Ich wünsche mir in meinem Partner meinen schärfsten und ehrlichsten und dabei einen wohlwollenden Kritiker, der Interesse an einer positiven und förderlichen Entwicklung hat. Ich möchte definitiv niemanden, der Stillstand proklamiert und es sich nur in seiner Komfortzone gemütlich macht und der alles nur so will, wie es gerade ist (mich eingeschlossen).
Ich bin da ganz bei Alain de Botton, wenn er zum römischen (oder griechischen?) Freundschaftskonzept spricht, wo Freundschaft sich durch gegenseitige Weiterentwicklung auszeichnete und jeder mal Lehrender und Lernender ist. Leider ist das Konzept des Lernens weitestgehend aus dem Alltag verbannt und institutionalisiert (und/ oder kommerzialisiert) worden. Mit "lebenslangem Lernen" wird zumeist verschulter Wissenserwerb gemeint, aber nicht freundschaftliche Entwicklungshilfe.
Es gab ja auch von jeher eine Reihe von Foristen, die ein unfassbar großes Problem mit dem Konzept des Lehrenden bzw Lernenden haben/ hatten und darin eine Machterhebung bzw Herabwürdigung sehen/ sahen, anstatt einer Chance, die man sich wechselseitig gegenseitig geben kann. Dort ließ sich immer recht gut beobachten, als was für ein unerhörter Affront es aufgenommen wurde, wenn es zeitweise gerichteten Wissenstransfer gab.
3. Ich glaube, dass Beziehungen wachsen müssen. Und v.a. auch in fortgeschrittenem Alter ein aktives und bewusstes Zusammenwachsen erforderlich ist (im Gegensatz dazu, wenn sich junge Leute kennenlernen und gemeinsam/ miteinander in ihr erwachsenes Selbst hineinwachsen). Das schließt an Punkt 1 und 2 an. Nur so von dem Einen magisch-passenden so genommen werden zu wollen, wie man ist, halte ich für rücksichtslos, kurzsichtig und engstirnig.
A) Natürlich hat jeder blöde Eigenschaften die einen (oder jeden) anderen ankotzen. Daran nichts ändern (und nichteinmal daran arbeiten) zu wollen, halte ich für rücksichtslos
B) Du wirst nicht für den Rest deines Lebens bleiben, so wie du jetzt bist (vorausgesetzt der Rest ist >5 Jahre). Jemand der dich nur so liebt, wie du jetzt bist, wird dich nicht für längere Zeit begleiten können. Das Leben ist beständige Veränderung - auch wenn du es selbst vielleicht gar nicht merkst, weil es in so kleinen Schritten von statten geht.
C) Engstirning, weil es nicht akzeptiert, dass es Anteile gibt, die veränderungswürdig sind und deren Veränderung ein Zugewinn wäre.
Ungezähmt schrieb:
Einfach mal die Liebe erleben. Weiter nix.
Und da brauch´ man nicht zu suchen, die findet einen, wenn es soweit sein soll.
Das ist das, was Hollywood dich glauben lassen will und wie es in so ziemlich allen modernen Liebesgeschichten transportiert wird.
Es gibt keine Liebe, die dich findet und dir auf die Füße fällt, wenn du nichts dafür tust. Es gibt auch keinen magischen Moment, zu dem es so weit sein wird. Es gibt niemanden, der dir zum richtigen Zeitpunkt jemanden schickt/ dir in deinen Schoß fallen lässt.
Wenn du nicht suchst und nichts dafür tust, dich nicht bereit bist anzupassen und zu ändern, kann ich dir ziemlich genau sagen, was passieren wird: rein gar nichts.
Außer vermutlich mehr Verdruss, Verbitterung und Zynismus.
Es gibt wenige Menschen, die so viel Glück hatten, dass sie intuitiv das richtige tun, die richtigen Leute anziehen und eine stabile Verbindung aufbauen, weil sie in ihrer Kindheit die, fpr sie, genau richtige Mischung von Sicherheit, Freiheit, Grenzziehung und Verbindung erleben durften. Für sie fühlt sich die Arbeit, die sie für ihre Beziehungen tun, nicht wie Arbeit an, weil ihnen diese Arbeit liegt und sehr leicht von der Hand geht.
Viele andere Menschen müssen gegen ungute gelernte und auch intuitiv/ automatisiert gewordene, aber schädliche, Verhaltensweisen ankämpfen und (mehr oder weniger) hart dafür arbeiten, um sich beziehungsförderlich zu verhalten.
Zuletzt von Syni am So Nov 26 2023, 20:33 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet